Martha

Wie eine Old English Bulldog-Dame namens Martha mein
Herz eroberte!

Nordhorn, 10.02.2020
von Elke Breuer-Tieke
Ein Herz für alle Tiere (außer Spinnen) habe ich schon, seit ich denken kann und diese Eigenschaft werden wohl alle, die mich kennen, sofort und unumgänglich mit mir verbinden! So saßen in meinem Puppenwagen auch immer nur Kaninchen, Hühner und Co. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie mich mit so vielen Tieren haben aufwachsen lassen und ich früh Verantwortungsbewusstsein und Sozialverhalten gelernt habe.
Nur einen Hund, den wollten meine Eltern nicht! Na ja, ist meiner Ma auch nicht zu verübeln, denn sie wurde mal von einem Hund in die Wade gebissen! Also habe ich beschlossen, dass ich auf jeden Fall einen Hund haben
werde, wenn ich groß bin, ein eigenes Haus und ein Kind im Kindergartenalter habe und somit auch nicht mehr ganztags arbeiten gehe und möglichst viel Zeit zu Hause verbringen kann. Gesagt, getan!
Ich war mittlerweile 26 Jahre, meine Tochter 2,5 Jahre und ein Haus mit Garten war da! Der richtige Zeitpunkt war gekommen und ich suchte im Internet nach der Rasse, die ich schon als kleines Mädchen mal als Kuscheltier von Steiff gesehen hatte und mich unsterblich in dieses niedliche Gesicht verliebt hatte. Es hat nicht lange gedauert, da hatte ich ihn: Ja, einfach unverwechselbar, es muss ein Cavalier King Charles Spaniel sein! Schon bald habe ich über den VDH eine Züchterin gefunden und der kleine Wischnu vom Hüsdau in der Farbe tricolour, geb. am 09.11.2005 kam Ende Januar 2006 zu uns nach Hause und war ab dem Tag, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, der niedlichste Hund der ganzen Welt! Und das hat er bis heute jeden Tag aus Neue bewiesen!

Als Anfänger-Hund ohne großartige Erfahrung hat Wischnu mir geholfen Hunde zu „lesen“ und die Körpersprache zu verstehen! Und er hat es mir auch einfach gemacht, da er eh einen lieben, genügsamen und freundlichen Charakter
und freundlichen Charakter hat, dazu noch folgsam ist und null Anstalten von Aggressivität aufweist! Eben ein richtig toller Familienhund für Anfänger mit Kindern!
So gingen 7 wunderschöne und lustige Jahre mit unserem kleinen englischen Cavalier dahin, bis wir ganz unverhofft in Berührung mit einer Bulldogge kamen. Eigentlich sollte es eine Übergangslösung für nur ein paar Tage bei uns sein, da eine neue Familie wegen Hundehaarallergie gefunden werden sollte. Da stand der kleine schwarze halbstarke Franzose namens Whisky mit seinen riesigen abstehenden Batman-Ohren samt seiner Kuscheltiersammlung, Körbchen, Leine und Resten an Leckerlis in unserem Garten und guckte mich mit seinen großen Glubschaugen ganz verdattert an.

Ich habe ihn bereits vom
1.Augenblick an in mein Herz geschlossen- und man muss dazu sagen, dass ein Frenchi auf der Niedlichkeitsskala bei mir wohl auf dem aller allerletzten Platz stand. Lange Rede, kurzer Sinn. Schlussendlich blieb Whisky bei uns und für uns war es selbstverständlich ihn wie unser eigen Fleisch und Blut aufzunehmen, auf ihn für den Rest seines Lebens
aufzupassen und ihm ein sicheres, wohlbehütetes zu Hause mit viel Liebe zu geben! Wenn man sich ein Lebewesen „anschafft“, begleitet man dieses eben bis ans bittere Ende. Da gibt es gar keine Diskussion und ist so selbstverständlich wie das Amen in der Kirche! Für Wischnu, der ja mittlerweile bereits 7 Jahre alt war und etwas ruhiger geworden ist, kam ein ganz neuer Schwung durch den 1- Jährigen Whisky in die Bude und er lebte nochmal so richtig auf. Also ich muss schon sagen: Verschiedener können Hunde eigentlich vom Charakter nicht sein. Das einzige, das die beiden gemeinsam hatten, war wohl das Gewicht und die Größe nicht die Größe des Kopfes ). Wischnu, der vornehme englische Gentleman, der nicht mal gerne sein Gesicht dreckig macht und ungern durch Pfützen läuft und Whiskey, der ungestüme Franzose, der das Fressen schlingt wie ein Ferkel und auch solche Geräusche dabei macht, mit seinem Kopf die Tür aufstößt und einem auch nicht aus dem Weg geht, wenn sich die Wege kreuzen und immer der Anführer sein will, also immer, wirklich immer vor einem laufen musste.

Durch eine Bulldogge lernt man selbst erst mal so richtig, wie wichtig Erziehung, Disziplin und Körpersprache sind. Oder vielmehr, man lernt sich selbst eigentlich mit seinen Stärken aber auch Schwächen kennen und merkt, dass es gar nicht so einfach ist, ein guter Rudelführer zu sein und auch als dieser vom eigenen Hund gesehen zu werden, da eine Bulldogge selbst immer gerne die Weltherrschaft an sich reißt und einen ziemlich großen Dickkopf haben kann.
Aber dabei muss man erwähnen, dass Bulldoggen ein ebenso großen Dickkopf haben wie kuschelbedürftig sind und jede Gelegenheit nutzen, sich so nah wie möglich an einem zu schmiegen und beschmust zu werden! Leider haben Frenchis durch die Zucht oft starke gesundheitliche Probleme wie ein zu großes Gaumensegel oder Bandscheibenprobleme durch den Körperbau. 1X konnten wir Whisky durch eine OP wegen eines Bandscheibenvorfalls am Halswirbel retten, aber am 1.5.2018 hatte er gleich 3 Bandscheibenvorfälle! Wir haben ihn aus der Narkose nach der Diagnose nicht
wieder aufwachen lassen, nur um uns noch vielleicht verabschieden zu können. Er ist nur 7 Jahre alt geworden. Jeder, der schon mal seinen Hund einschläfern lassen musste oder verloren hat, kann sich wohl vorstellen, wie schlimm sich das angefühlt hat. Ich bin nur froh, dass ich ihn geholt habe und er bei uns im Wald in unserem Garten unter einem großen Eichenbaum neben meiner Hängematte liegt und ich ab und an noch mit ihm sprechen kann und er irgendwie in unserer Nähe ist.
Wischnu merkte man inzwischen auch sein Alter an, mittlerweile war er schon 13 Jahre und ist schon ein richtiger Opi, auch wenn man ihm sein Alter bis heute durch sein typisches Welpengesicht nicht ansieht. Leider kann er seit letztes Jahr Mitte 2019 durch langsam aber stetig fortschreitende Arthrose in den Hinterläufen nicht mehr eigenständig aufstehen und laufen. Kurzerhand habe ich im Internet recherchiert und einen Hunderolli bestellt und zu meiner Verwunderung funktionierte das einwandfrei!

Zunehmend in dieser Zeit kam mir der Gedanke, ein 2.Hund muss her! Nicht nur für uns, sondern vielleicht würde Wischnu auch nochmal einen Auftrieb dadurch bekommen! Außerdem hat Wischnu eine so gute Sozialkompetenz-was er bei den vielen Welpen, die er bereits kennengelernt und etwas erzogen hat, schon unter Beweis gestellt, da wäre es doch jetzt genau der richtige Zeitpunkt, damit er uns noch bei der Erziehung eines Welpen helfen kann. Ich dachte da zumindest noch, dass es ein Welpe werden sollte.

Nach einem sehr sehr netten Gespräch am Telefon mit Marion fuhren wir alle also an einem Sonntag Anfang September 2019 zu ihr nach Gronau, um sie und ihre ganze Rasselbande mal näher anzuschauen und kennenzulernen.
Wir gingen also durch die Außengehege an den vielen putzigen GoldenDoodle Welpen vorbei und kamen dann zu den 2- Jährigen Old English Bulldogs, die uns Marion dann auch persönlich vorgestellt hat.
So durften wir
Konrad, Änne, Lisbeth, Hannes und Martha mal „beschnuppern“.
Wenn man bereits mal eine Bulldogge hatte, bemerkt man schnell, dass diese Hunde alle sehr unterschiedlich sind und ihren ganz persönlichen Charakter haben. Meinem Mann ist Martha direkt ins Auge gefallen, und wir gingen einfach mal eine Runde mit ihr spazieren.

Sie war ganz außer sich und hat die volle Aufmerksamkeit von uns allen total genossen. Und obwohl sie schon ein anderes Kaliber mit ihren 27 kg war als unsere anderen beiden kleinen Hunde, lief sie hervorragend und ohne zu zerren an der Leine.
Nachdem wir Martha dann wieder zurückgebracht haben und zu Hause waren, ging uns Martha nicht mehr so wirklich aus dem Kopf und obwohl ich ja immer noch den Gedanken an einen Welpen nicht so ganz über Bord geworfen habe und es eigentlich auch ein Rüde sein sollte, da ich -warum auch immer- dachte, dass Rüden verschmuster sind als eine Hündin, holten wir Martha am darauffolgenden Wochenende einfach mal zu uns.
Und als hätte ihr irgend jemand geflüstert, mich von ihr zu überzeugen, wich Martha mir- und das bis heute- nicht mehr von der Seite. Sie verstand sich auf Anhieb super mit Wischnu und was ebenfalls noch ein wichtiger Aspekt war, auch mit unseren Hühnern, die frei im Garten und in unserem Wald herumlaufen.


Bulldoggen kann man sehr schnell zeigen, wer alles zu dem „Rudel“ gehört und auch als solches Mitglied akzeptiert werden muss. Martha ist unterwürfig und lässt sich aus jeder Situation ganz leicht durch kurze, aber klare und deutliche Ansagen herausreißen und zu sich rufen. Aber nicht nur, dass sie uns mit ihrer Liebe und Zuneigung überschüttet, sondern vielmehr fasziniert mich ihr ganzer Charakter!
Sie ist natürlich optimal sozialisiert durch Marion und vor allem dadurch, dass sie die ganze Zeit mit Hunden aufgewachsen ist und kann sich anderen Hunden bestens mitteilen und erkennt Hunde, die kein gutes Sozialverhalten haben. Es macht riesigen Spaß von ihr zu lernen und viel mehr in Hundesprache und Verhalten zu denken und reagieren. Also, wie man schon sieht, wir haben Martha nur kurz wieder zu Marion zurückgebracht, da noch ein paar Tage Urlaub dazwischenkamen und haben es kaum ausgehalten, Martha danach für immer zu uns zu holen. Das war die beste Entscheidung, die wir hätten treffen können und wir können uns ein Leben ohne Martha nicht mehr vorstellen.
Martha kann überall mit uns hinkommen, da sie sich einfach nur vorbildlich benimmt, sei es in jedes Restaurant, mit mir zum Jugendamt ins Büro oder bei meinen Proben auf die Bühne!

Auch ohne Leine hört sie aufs Wort.
Mein Fazit ist: Man sollte sich nicht von dem Aussehen oder der Rasse an sich täuschen lassen und schnell irgendwelche Vorurteile haben, denn Bulldoggen gehören wohl zu den sanftesten, sensibelsten und liebevollsten großen Hunden mit eigenem Charakter! Und ganz nebenbei ist ihr manchmal wirklich eher brummiges Aussehen mit den 2 vorstehenden Zähnen am Unterkiefer beim alleinigen Spaziergang abends am See so als Frau gar nicht mal so unvorteilhaft!
Wir möchten Martha nie mehr missen und können nur jedem Hundeliebhaber wünschen, einmal in seinem Leben eine Bulldogge als Familienmitglied an seiner Seite zu haben und die Liebe zu bekommen, die Martha uns gibt